Tatort

Interessiert ihr euch auch noch für andere TV-Krimi-Serien? Hier könnt ihr darüber diskutieren.

Moderator: Stefanie.Columbo

Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » So, 01.12.2013 17:45


Der Tatort nimmt aber schon für sich eine besondere Realitätsnähe in Anspruch, sagte mal ein gewisser Herr Süß... oder Sauer? Auf jeden Fall einer, der dort was zu quaken hat.

Ich werde sowieso zukünftig brutal alle Tatorte vermeiden, die vom Kirchenkonzern Tellux produziert werden, ich kann mir nicht vorstellen, dass der Faber da drunter fällt :oops:

Der Tatort ist eh überbewertet als solches. Wenn ich so sehe, wie meine Verwandten sonntags zum TV eilen, hat das fast schon was heiliges, spirituelles. passt schon, wenn die Kirche da mit drinhängt und mitverdient und die Leute überhaupt und insgesamt möglichst lebenslang am Tatort-Tropf hängen :P
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » So, 01.12.2013 18:28


martha hat geschrieben:Und es ist nicht unbedingt gewährleistet, dass mich ein bürokratisch ermittelndes Team in jedem Fall besser unterhält.


Nur kurz, weil gleich Gladbach spielt. :wink:

Der beste Fall des Jahres war aus meiner Sicht der Berliner "Gegen den Kopf". Der war gerade deshalb so fantastisch, weil man sich auf das wesentliche beschränkte - auf die bürokratische Ermittlungsarbeit.
Klar, auf die Dauer wäre das langweilig, deshalb finde ich auch meinen Gefallen an der ein oder anderen schrägen und unorthodoxen Figur. Neben den von mir genannten Borowski und Eisner könnte ich noch von Meuffels und Bukow aus dem Polizeiruf ergänzen, die man sicherlich auch nicht gerade ohne weiteres auf einem leitenden Posten bei der Polizei setzten würde. Trotzdem gefallen sie mir einfach besser, weil sie noch einigermaßen authentisch wirken. Faber ist mir einfach zu sehr drüber. Da bin ich ganz bei Brimmer. Man merkt beim Anschauen förmlich, wie die Macher eine Figur erfinden wollten, über die es dann den nächsten Tag in der Boulevardpresse Schlagzeilen gibt. Ich werde jedenfalls auch zukünftig bei Faber abschalten bzw. erst gar nicht einschalten.
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Re: Tatort

Beitragvon martha » So, 01.12.2013 19:13


Na, ich weiß nicht, ob man nur eine Figur erfinden kann, um damit Schlagzeilen zu erzeugen.
Das ist mir zu kurzfristig gedacht.
Nach der ersten Schimanski-Folge hatte sich Anfang der Achtziger Jahre auch sofort ein Kübel an Spott ergossen, als er da gleich zu Beginn im engen Slip vor der Kamera stand und rohe Eier in sich reingoss.
Das ist aber mittlerweile eine überdauernde Provokation geworden. Da spielt doch mögliche Effekthascherei heute keine Rolle mehr, wenn man an Schimanski denkt.
Diese Anarchie ist kontinuierlich durchgezogen worden.
Ich hoffe auf eine ähnliche Entwicklung und schrittweise Akzeptanz bei Faber. Die Langlebigleit von Schimanski wünsche ich ihm dann aber doch nicht.
Weil man nicht erst nach 30 Jahren merken sollte, wann eine Figur aufgebraucht ist. :)
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Di, 03.12.2013 17:23


Hab jetzt den Möhring-TO gesehen.

.. Jugendliche...
... KO-Tropfen...
... Jugendliche als Opfer der Umstände geraten unter Veracht...
... Vergewaltigungsverdacht....
... Tendenz zum Durchdrehen, Rumheulen, Amoklauf...

was stört mich an dieser Zutatenliste?

Die Zubereitung der Zutatenliste muss es sein.

"Herz aus Eis" und "1000 Tode" hatte ähnliche Zutaten (Jugendliche, KO-Tropfen, ...) hat die Geschichte aber nicht wie Kaugummi gezogen und die Jugendlichen sich in Opfer-Rollen suhlen lassen, sondern hat die Geschichte geradlinig und konsequent als Krimi erzählt. Die Ermittler waren hauptsächlich Ermittler und nicht Kultfiguren in eigener Sache.

Es gab außerdem eine klare Abgrenzung: Ermittler, Umfeld, mögliche Täter, Ungewissheitsvariable.

Kein Geflecht aus Ermittlern mit Verdächtigen und Täterfamilien und dem ganzen Gewaber. Das nervt mich tierisch mittlerweile.

Ich möchte in erster Linie Krimis sehen mit einer spannenden Geschichte, mit interessanten Rollen und Ermittlern, die einfach nur Ermittler sind und keine Kultfiguren.

Genau das wird auch langsam immer mehr zum Tatortproblem oder war schon immer ein Tatortproblem.
Oft gehts nur nebensächlich um die Geschichte, noch nebensächlicher um den Krimiaspekt (Spannungsbogen, Überraschung, typische Krimielemente) und mehr um den Kultstatus der Ermittler und deren Privatkrams.

Wie wohltuend ist dagegen der Kriminalist. Dort stehen meistens wirklich die story, die Spannung und typische Krimielemente im Mittelpunkt und nicht das Innenleben mehr oder weniger gesellschaftsfähiger Ermittler.
Da macht es dann auch Spaß, wird mal (ausnahmsweise) das Aufklärungsteam in den Fall hinein gezogen, was bisher aber auch nie aufdringlich und vordergründig inszeniert wurde wie das beim Tatort und seinen Ermittler-Gurus fast schon die Regel ist.

Ein gesundes Maß hat der Tatort einfach nicht gefunden!
Hab immer mehr das Gefühl, man will sich mit diesem Produkt einfach nur ein möglichst großes Stück der Quotentorte sichern. Egal wie.
Der Zuschauer fährt ja auch drauf ab, indem er regional mit Dialekt oder sonswie geködert wird. Auf den wildbeuterischen volksnahen "Superhelden" kann man auch immer vertrauen, der kommt seit Robin Hood auch gut an.

ich möchte aber kein schreierisches Marktkino, wo ich mal in Phantasien mitschwelgen kann, die ich mir selbst als autoritätshöriger Knecht nie trauen würd, ich möchte einfach nur gute Krimis sehen!
Gerne mit Abgründen - denn genau dafür sind Krimis eigentlich da.

Mittlerweile sind die die kommissarischen Abgründe ja oft tiefer als die der Mörder und Totschläger. Schlimmer noch sind aber oft ihre Starallüren.... wenn sie mal nicht im Mittelpunkt stehen, ist der Teufel los und dann muss dringend mal wieder gegen den Oberboss gemeutert oder dieser demonstrativ übergangen werden. Oder ein Zickenkrieg Boerne/Thiel-like kommt in den Mittelpunkt.
Das kann doch nicht auf Dauer das Krimikonzept sein beim Tatort!?

So nicht! Mit mir. Ab Januar wird der Tatort wohl gestrichen. Gibt ja genug Alternativen.
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Di, 03.12.2013 20:22


Ich habe den Möhring-Tatort auch noch auf der Festplatte schlummern. Kann ich ihn also bedenkenlos ungesehen löschen?

zimtspinne hat geschrieben:Die Ermittler waren hauptsächlich Ermittler und nicht Kultfiguren in eigener Sache.
[...]
Oft gehts nur nebensächlich um die Geschichte, noch nebensächlicher um den Krimiaspekt (Spannungsbogen, Überraschung, typische Krimielemente) und mehr um den Kultstatus der Ermittler und deren Privatkrams.
[...]
Mittlerweile sind die die kommissarischen Abgründe ja oft tiefer als die der Mörder und Totschläger.


Diesen Hauptproblemen des Tatorts kann ich mich anschließen. Es geht nur noch darum, möglichst schräge Ermittler zu erfinden, die man dann feiern kann. Der Krimiaspekt gerät immer weiter in den Hintergrund.

Der Stuttgart-TO vom letzten Sonntag war da eher eine wohltuende Ausnahme. Das war zwar kein brillanter Film und es gab auch viel privaten Kram von Klare, aber insgesamt war das ein recht solider Fall, was im Vergleich zu den letzten Tatorten schon ein Kompliment ist. Der Soundtrack war allerdings allererste Sahne: Stones, The Prodigy, CCR, Aerosmith, Metallica, Massive attack,... Das war sehr sehr hörbar. :neig:
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Di, 03.12.2013 21:29


du kannst ihn dir natürlich ansehen, wir haben ja nicht immer den gleichen Geschmack :wink:

Ich hab gestern abend mehrmals Anlauf genmmen und musste nach einem kurzen Telefonat fast auf Anfang zurückspulen, weil ich schon wieder vergessen hatte, wer was war und worum es genau ging. Bin dann auch mehrmals weggdöst und musste wieder spulen, weil mir die Handlung schon wieder entglitten war.

zog sich wie Kaugummi und die Figuren erklärten sich nicht von selbst oder ergaben ein stimmiges Bild, ich musste ständig überlegen, wer jetzt warum wichtig für die Handlung war.
Der Ex-Kollege im Erziehungsurlaub und dessen Familie plus deren ganzes Kaff waren sozusagen mitbeteiligt.

Spoiler:
Ganz blöd find ich es auch, wenn der Täter erst kurz vor Schluss zum ersten Mal auf der Bildfläche erscheint und man sich fragt: Wo kommt der denn jetzt plötzlich her und wer zum Geier ist das?
Es ergab auch später für mich keinen richtigen Sinn, warum der nun zwei Morde begangen hatte.
Der Kommissar war sehr schläfrig und wirkte so als ob er eigentlich lieber Urlaub dort machen würde. Das ganze Team war komsich drauf, so zusammengestückelt.


Sehr begeistert bin ich ja auch immer, wenn plötzlich ein schon länger entfleuchter Tatortkommissar plötzlich in neuem Gewand auftaucht. Die Kunzendorf hatten wir doch eben noch als Girlie-Verschnitt in Frankfurt, nun gibts die plötzlich hochgeschlossen mit großer Hornbrille in Hamburg. hach. ?-/
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Mi, 04.12.2013 20:12


zimtspinne hat geschrieben:du kannst ihn dir natürlich ansehen, wir haben ja nicht immer den gleichen Geschmack :wink:


Na, bei Filmen ist unsere Meinung doch gar nicht sooo weit auseinander. :wink:
Ich habe den Film nun gelöscht. Ist denke ich Zeitverschwendung, wenn ich mir den ansehen würde.
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Re: Tatort

Beitragvon martha » Mi, 11.12.2013 21:40


Diesen Tukur-Tatort von letztem Sonntag fand ich übrigens ganz gut.
Der hat mir gefallen.
Nach diesem komplett unterhaltungsarmen und völlig uninspiriertem Pärchen der Vorwoche war das hier echt gelungen.
Ich mochte dieses Zirkusmilieu und diese gediegene,unaufgeregte und sprachlich gelungene Ermittlungsarbeit.
Mal ein Fall ohne unnötiges Polizeibrimborium.
Also für mich hat das funktioniert.
Ich erwarte ja jetzt auch nicht jedesmal den großen Wurf.
Ich will einfach nur leidlich unterhalten werden. :)
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » So, 15.12.2013 20:17


So, jetzt bewerte ich mal mit Verspätung die letzten beiden TO, die ich inzwischen angeschaut hab.

Boots & Lannert--

schon wieder Jugendliche?
die scheinen heutzutage sehr mordrünstig zu sein.

ja, das war ein guter Start mit dem jungen Mädchen, die keine boyband oder Blümchen hört, sondern so coole Musik! Der angepisste Gesichtsausdruck dazu - herrlich. Der Jugendclub erinnerte mich mit der Bar und den Graffitis dann auch tatsächlich an unseren Club, hätte nur noch Propaghandi als Mucke gefehlt, dann hätte ich voll das flashback gehabt :wink:

Ich war ganz anfangs mal begeistert von Boots und Lannert, bis ich einen oder zwei unmögliche Tatorte der beiden sah und sie nicht mehr schaute. Das fiel mir bei diesem Tatort wieder ein, ich bekam plötzlich wieder einen Draht zu den beiden.

Hat mir alles ganz gut gefallen, auch wenns jetzt kein Überflieger war. Auch ne gute Idee, das mit der Minderjährigen als Ersatztäterin. Weiß allerdings nicht, ob das rechtlich wirklich so reibungslos funktionieren würde.... vielleicht haut das noch hin mit einem Kind, aber mit 12, 13 ist man doch schon bedingt strafmündig?
unfreiwillig komisch war der Satz des umtriebigen Sozialarbeiters: "jetzt ist Schluss mit dem Kinderkram!" (zu einer 13jährigen!, die mit einer Waffe auf ihn zielt )

Der Privatkram war diesmal nicht ganz so lästig, da Boots sich endlich mal wie ein normaler privatgestresster Kollege verhielt und nicht gleich durchdrehte oder einen halben Nervenzusammenbruch hat, wie das bei vielen anderen Kommissaren bei sowas der Fall ist. Er war einfach nur bedrückt, kriegte sich auf der Arbeit dann aber schnell wieder ein.
Nur, dass er seine kids überhaupt nicht im Griff hatte, und die ihm auf der Nase rumtanzten, da sollte er doch mal nachbessern.

Kleine Kritik gibts dann doch noch: Weshalb müssen Jugendliche im Tatort immer aus so extremen Verhältnissen kommen? Entweder abgehobene, realtitätsferne Elite oder ein Ghetto, wie man es sich in New York vorstellt.
Warum nicht mal zur Abwechslung ganz durchschnittliche Jugendliche vom Land? Dort passiert in der Beschaulichkeit der Reihenhäuschen nicht so viel, ist man versucht zu sagen. Aber bei uns gab es zu meiner Kinderzeit wirklich einen Mord im Nachbardorf, der erst nach Jahren aufgeklärt wurde (bzw überhaupt entdeckt wurde). Da hatte ein Mann seine Frau umgebracht und in einer Tonne verschwinden lassen, was später durch einen reinen Zufall herauskam. Also, so langweilig ist es in der Provinz auch nicht!


Tatort zwei, die Zirkusnummer

Also...... toller Film fürs Nachtprogramm, aber als Tatort mal wieder drüber.
Da war doch schon vorher klar, dass der wieder nur einigen gefällt, die zufällig den Tukur gut finden und die spezielle skurrille Art + Humor, und das Zirkusumfeld.
In meinem Bekanntenkreis polarisierte der jedenfalls wieder total, und als Begründung, warum er nicht gut war, wurde mal wieder "kein richtiger Tatort-Krim" genannt.

Ich hab gestern den Film "Es war einer von uns" gesehen. Der war mehr Tatort und Krimi als die letzten fünf Tatorte zusammen. Obwohl nicht mal die Polizei im Mittelpunkt stand, sondern aus Opferperspektive erzählt wurde. Aber spannend war das und einfach Krimi zum Mitfiebern und der Hauptfrage: "Wer war es denn jetzt"

Ich hatte den Film auf Festplatte und vor drei Jahren schon mal gesehen, wusste aber bis zum Schluss nicht mehr, wer es war. Obwohl ich auf Anzeichen achtete und mich zu erinnern versuchte.
Anders als beim Tukur wurden hier aber auch unverbrauchte Schauspieler gecastet, die nicht schon ein Täter-Abo hatten wie der Bohm. Den sah ich und wusste sofort, das ist der Bösewicht. Und so kam es dann auch. Muss nicht sein, sowas.

"Das Dorf" mit Tukur war ja auch schon sehr skurril und mein Fall, ich erinnere mich aber, da gabs die gleichen Diskussionen. Das ist eher ein Glücksspiel, ob man von so einem Experiment angetan ist oder es schrecklich findet. Bei nem klassischen Krimi ist das doch berechenbarer.

naja, nun ist das Kind ja schon in den Brunnen gefallen und man kann nur noch seufzen.

Was ich ja ganz erstaunlich finde, die haben es tatsächlich geschafft, mir diesen verdammten Zirkus nicht unsympathisch zu machen, beispielsweise mit grausigen Clowns (die hasse ich ja, wie ihr seit Playback wisst) und etwa weißen Tigern oder Erdmännchen, die blöd herumgescheucht werden.
Stattdessen nur ein pinker Pudel, der nichts konnte oder wollte - sehr schön 8)

Gefallen hat mir auch, wie kreativ im Detail gearbeitet wurde, zB der Einspieler vom Tatort und die grunzende gefräßige Tasche (schön auch, dass die nicht aufgeklärt wurde) oder die Filmmusik, die etwas von Voodoo singt und in dem Moment auch was voodooartiges zeigt. Auf solche Details stehe ich ja sehr, deshalb schaue ich mir auch gerne mal spät nachts solche skurrilen Filme an. Aber für die Tatortfangemeinde ist das doch nichts.

Doc, wie fandest du das denn? Da bin ich ja mal gespannt.... kann ich jetzt so gar nicht einschätzen :wink:
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Mo, 16.12.2013 21:23


zimtspinne hat geschrieben:Doc, wie fandest du das denn? Da bin ich ja mal gespannt.... kann ich jetzt so gar nicht einschätzen :wink:


Der erste Tukur-Tatort mit den holländischen Terroristen am Edersee gefiel mir nicht, den zweiten "Das Dorf" habe ich nie gesehen. Trotzdem wusste ich, dass Tukur Potenzial hat und der jüngste Tatort hat mir dann auch zum ersten Mal gefallen.

Das war natürlich kein "klassischer" Tatort, aber er hatte dem Faber-Tatort einen entscheidenden Punkt voraus: Er nahm sich selbst nicht zu ernst.
Die Figuren waren mit Charme und Witz gezeichnet und agierten mit viel Selbstironie. Es gab tolle Dialoge und viele Kleinigkeiten, die mir gefielen. So gab es ja z.B. die Szene, als Tukur seiner Assistentin von seiner OP erzählte: "Die haben mir den Kopf aufgeschnitten und dann einfach alles da 'raus geschält, was da nicht hingehört". Dazu sieht man, wie die Assistentin eine Kiwi auslöffelt. Herrlich. 8)
Die von dir angesprochene Szene mit der grunzenden Handtasche war auch große Klasse oder auch die tratschenden Omis im Cafe.

Der Zirkusdirektor gefiel mir auch sehr gut, hatte eine herrliche gestenreiche und metaphorische Sprache. "Zirkus ist wir ein Torbogen. Der oberste Stein hält alles zusammen und der oberste Stein bin ich. Ich entscheide hier!"
Die Überführung gefiel mir auch sehr gut, das war herrlich skurril. Die ganze Folge war natürlich fernab der Realität, aber wie gesagt, wenn man sich selbst nicht zu ernst nimmt, dann kann man das gerne so machen.

An der ein oder anderen Stelle war die Folge allerdings etwas zäh. Man hätte die Handlung sicherlich auch in 75 Minuten erzählen können, aber das ist auch die einzige Kritik, die ich habe.

Die tumorlose Tukur gefällt mir jedenfalls deutlich besser, als der, der mit seinem Tumor spricht. Gerne mehr davon. Meinetwegen muss der hr gar nicht die neuen Ermittler für Frankfurt suchen. Die sollen lieber den Tukur 2-3x im Jahr auf Sendung schicken. Ich finde es ohnehin besser, wenn ein Ermittler nicht an eine Stadt gebunden ist, sondern durch das Bundesland reist, gerade in Hessen, das ja durch den Ballungsraum Rhein-Main und das ländliche Nord- und Mittelhessen sehr unterschiedlich geprägt ist. So kann man alle Regionen mal abgrasen und wird jedem gerecht. Ist doch langweilig, wenn der hessische Tatort ständig im Rhein-Main-Gebiet spielt.
Erst war Tukur in Nordhessen, dann im Taunus, jetzt in Osthessen. Vielleicht kommt er ja auch mal nach Mittelhessen? :idea:
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Re: Tatort

Beitragvon martha » Fr, 27.12.2013 19:37


Ich hab mal 'ne Frage an die Tatort-Experten, die diese Serie schon länger verfolgen:
Wurde bei diesem Münchner Duo eigentlich mal ein Privatleben angedeutet?
Ich gucke ja den Tatort erst seit der Sommerpause regelmäßig und habe letzten Sonntag erst den 2.Fall mit Batic und Leitmayr gesehen.
Mich erinnern die beiden so ein wenig an die Sunny-Boys. So ein an sich schon längst aus der Mode gekommenes Pärchen, das seine Lethargie wechselseitig mit zündungsarmen Pointen zu befeuern sucht.
Ähnlich verbalsteif wie damals Derrick und Harry, nur das die seinerzeit gar nicht erst versucht haben, sich gegenseitig auf die Schippe nehmen zu wollen und diese routinierte Gesprächsführung knallhart durchgezogen haben.
Hat das auch 'ne Bewandtnis, dass beide offenbar den gleichen Friseur haben?
Also ich hätte gerne mehr über die Vergangenheit der beiden erfahren, um sie nicht vorschnell zu verurteilen. :)
Denn es ist ja wohl eines der dienstältesten Teams in dieser Serie.
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Re: Tatort

Beitragvon Doc Brown » Fr, 27.12.2013 20:27


Batic und Leitmayer sind meine Lieblingsermittler, vielleicht auch, weil es immer schnörkellos um den Fall geht und das Privatleben außen vor bleibt. Ich schaue den Tatort seit etwa 6-7 Jahren regelmäßig, aber über das Privatleben ist mir kaum etwas bekannt. Beide haben jedenfalls keine Familie.

In der Folge "Frau Bu lacht" beendet Batic eine Liebelei mit einer Frau, die Batic bei sich zu Hause anbaggert und von ihm dann zurückgewiesen wird. Da ich die Folge aber völlig lose aus dem Zusammenhang gesehen habe, kann ich nicht beurteilen, was in den Folgen davor war.

Mehr weiß ich auch nicht über das Privatleben. Vielleicht erfährt man in den ersten Folgen etwas, die habe ich bisher nicht gesehen.
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Re: Tatort

Beitragvon zimtspinne » Fr, 27.12.2013 20:28


Batic und Leitmayr hatten noch gar kein richtiges Privatleben bisher, glaube ich.
Einer von beiden (der größere?) spielte eine zeitlang den Aufreißer, die Details blieben aber stets im Dunklen, für den Zuschauer und auch den Kollegen.
Einmal gabs dann natürlich auch die typische Verwicklung, dass der Hallodri neben einer Toten aufwachte und sein Kollege ihn heraushauen musste.

Die beiden verstehen die Welt ihrer Fälle gewöhnlich nicht und kommen dazu oft auch noch in Berührung mit der Welt des "Übersinnlichen". Handauflegen im Krankenhaus bei Todkranken hatten sie schon dabei, eine Wahrsagerin, und noch etliches andere in diese Richtung.
Zuerst wollen sie von diesem Eso-Klamauk nix wissen, bis sie einsehen müssen, dass es da noch eine Zwischenwelt gibt, die unerklärlich ist. So ein bisschen Akte-X-mäßig.

Das scheint auch ein wenig Masche zu sein, dem Münscher TO ne übersinnliche Aura zu verpassen. Hab das mal vor einiger Zeit in einem Interview gelesen. Solche Themen und vor allem der Umgang damit wären vor 20 Jahren undenkbar gewesen. Däniken lässt grüßen :P

Carlo, der Mädchen für alles, war lange Zeit der Zuschauerliebling. Der hat reich geerbt und hat sich (nach Australien?) abgesetzt.

Richtig gezofft haben die beiden sich noch nie, da fehlt das bösartige, gehässige, missgünstige, das bei anderen Kommissarenpärchen schon mal durchblitzt. Sie sind im Grunde seelenverwandt und haben ein tiefes Verständnis für die Kapriolen des anderen. So ungefähr 8)
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Re: Tatort

Beitragvon martha » Fr, 27.12.2013 21:01


Vielen Dank für die Infos. :)

Am besten gefiel mir in der letzten Folge die Schlussszene, wo Batic und Leitmayr auf diesen jungen Mann zugingen, der wohl immer im Innendienst arbeiten musste und offenbar enorm an kriminalisischer Ermittlungsarbeit interessiert war.
Und die beiden im Finale ganz generös: Wäre schön, wenn Sie in Zukunft in unserem Team arbeiten würden.
Und er überlegt kurz und sagt dann: Ach nee, lieber doch nicht.
Danach sucht er das Weite.
Also das fand ich jetzt spaßiger als diese Witzeleien, die die beiden sich jetzt zuvor untereinander verabreicht hatten.
Weil ich habe bei dem Duo so den unterschwelligen Eindruck, als wenn man sie auch immer an ihrem Humor bzw. ihren Frotzeleien messen muss.
Ich hatte zumindest den Verdacht, dass das 'ne bewusste Gewichtung hat.
Ich weiß nicht, ob das der kriminalistischen Arbeit unbedingt zuträglich ist. Ich bin da skeptisch.
Aber mich hat der Fall auch insgesamt nicht so vom Sitz gerissen.
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Re: Tatort

Beitragvon Devlin » Sa, 28.12.2013 15:25


Ja, die Ermittler aus München, Batic und Leitmayer....
Sie gehörten nie zu meinen Lieblingsermittlern an sich. Vielleicht ist es der fehlende private Hintergrund (da gibt es wirklich nicht viel). Wobei zu viel und zu umständlich mag ich das mit den privaten Dingen auch nicht. Sie fetzen sich auch sehr selten, es gibt nicht viel Reibung zwischen den Beiden.

Aber.. ich finde sie dennoch interessant. Es geht eher ruhig zu und her, sie sind sehr gute Ermittler und was ich da voll unterschreiben kann, bei den TO aus München steht die Story und die Ermittlungsarbeit im Vordergrund. Und ich finde es gibt viele gute Storys, sehr interessante Drehbücher bei den TO aus München. Wie etwa das von Doc schon erwähnte "Frau Bu lacht" , "Norbert" oder "Der oide Depp", was mir jetzt spontan einfällt.
Sehr sehenswerte, solide Krimikost. Daher gucke ich die aus München meist gerne, wenn es auch da natürlich schlechtere Filme gibt, die ich nicht sehen muss.
Auch wenn es wenig Privates gibt ist die Entwicklung der Figuren doch interessant. Früher noch jung und etwas wilder, sieht man sie jetzt zusammen alt werden :wink:

Leitmayer hatte mal eine Affäre. Ich weiss noch den Namen da er sehr auffällig ist, aber nicht mehr den Filmtitel. Laura Mars lernte er bei einer Tatortbesichtigung auf recht unkonventionelle Weise kennen, und die beiden verliebten sich.
Leider starb aber dann Laura Mars am ende des Films.

Ich finde es schade das Carlo Menzinger nicht mehr dabei ist (ich glaube er ist nach Thailand ausgewandert, nachdem er geerbt hatte.)
Er passte gut ins Team und brachte noch etwas mehr Humor in die Filme.
So weit ____ und nicht weiter!
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