Tatort

[zimtspinne]

ich habe den Anfang verpasst, aber da hab ich wohl nicht viel verpasst. Die Handlung war so überschaubar, da konnte man locker Zeit sparen und hier und da ein Minütchen auslassen.
Dieses Team sitzt mir links als Engel und rechts als Teufel auf der Schulter und je nach Stimmung gewinnt dann eins von beiden die Oberhand.

Die letzten Fälle allerdings waren der Versammlung aus Münster eher nicht auf den Leib geschrieben.
Ich mag es auch nicht, wenn die Zufälle überhand nehmen. Gerade auch mit Papa Thiel. Mal wird er beim Spargeln erwischt und natürlich findet er dabei ne Leiche... dann hat er ein Techtelmechtel mit der Staatsanwältin (wie glaubwürdig ist das denn?) und zufällig geraten die beiden natürlich auch ins Fadenkreuz der Ermittlungen oder besser gesagt ihr Techtelmechtel.

Diese Schlagersängernummer hab ich auch schon mal unterhaltsamer mit Wepper und Tochter gesehen.... zu denen passt dieses Umfeld dann auch. Zum Glück ist jetzt Winter und ich bin grade nicht schlagergeschädigt von grillenden/feiernden Nachbarn im Umkreis von drei Kilometern (so weit hört man diesen Terror im schlimmsten Fall).
Die junge Schlagerfanin fand ich auch ziemlich unglaubhaft und schlecht gespielt. Naja, wer will es der Schauspielerin verübeln, ich könnt auch keinen Schlagerfan spielen

Früher passte das Verhalten der einzelnen Figuren zu ihren Rollen, inzwischen scheint es nur noch um Klamauk und möglichst viel davon zu gehen. Boerne klauend im Hotel, verkumpelt sich in Nullkommanix mit einem Schlagerheini und geht auf Schnäppchenjagd und Hamsterkäufe..... neeeeee, das ist doch alles Mumpitz

[Doc Brown]

Ja, bei Boernes Verhalten muss ich dir recht geben, das hat nicht wirklich gepasst. Einerseits macht er finanziell immer auf dicke Hose, quartiert sich im Luxushotel ein, klaut in dieser Folge dann aber die Hotelutensilien und geht auf Schnäppchenjagd im Discounter. Ich dachte immer, Boerne lege Wert auf kultiviertes Essen.
Da wollte man wohl krampfhaft witzig sein und hat völlig vergessen, dass dieses Verhalten überhaupt nicht zur Figur passt.

Unterm Strich war das aber trotz der dünnen kriminalistischen Story (was es aus Münster auch schon anders gab) und der kleinen Widersprüchlichkeiten ordentliche Unterhaltung. Ich fand da den Schweiger-Tatort deutlich peinlicher und viele andere Tatort, die vor Melancholie und Trübseligkeit nur so strotzten, gefielen mir da auch schlechter.

[Devlin]

Im Bezug zu Boernes Verhalten und seiner sonstigen Art passt der Schäppcheneinkauf und klauen im Hotel wirklich nicht zu seiner Figur. Wobei ich zumindest die Szene mit dem Einkauf noch witzig fand. Der Münsteraner Tatort lebt von der Komik (auch wenn nicht immer gleich gut gelungen) was mir sehr gut gefällt.
Auch die Schauspieler sind für mich ein Grund, dass der Münsteraner zu meinen Lieblingen zählt. Ergo mag ich auch noch die schwächsten Folgen aus Münster. Natürlich bin ich aber auch glücklicher wenn es ein gutes Drehbuch gibt und eine überzeugende kriminalistische Handlung.

Trotzdem fühlte ich mich auch von der neusten Folge gut unterhalten.

[zimtspinne]

Vielleicht schlägt bei Boerne ja jetzt auch die Finanzkrise zu. Die haben ihn doch schon aus seinem überirdischen Reich in die dunklen Katakomben ausgelagert (obwohl ich da keinen Unterschied seh).

Ganz allgemein ist dieser Tatort für mich ein Opfer von viel soll viel helfen. Manchmal, oft wäre aber einfach weniger mehr und zwar in Hinsicht auf Klamaukeinlagen, spezielle Verhaltensweisen und Marotten der Figuren, Zufällle und Merkwürdigkeiten. Dann käme auch alles richtig zur Geltung und würde nicht in einer Suppe untergehen, in der wild alles versenkt wird, was da ist, ob es harmoniert oder nicht.

Wenn man sich mal die klassischen Krimikomödien oder Krimiklamauk anschaut (Bulle von Tölz zB), so wird dort ja auch nicht wild alles eingebaut an Witz und Tollerei, sondern es wurde immer darauf geachtet, dass es zu den jeweiligen Figuren und zum Gesamtkonzept passt.
Wäre Benno plötzlich der Hoteldieb gewesen und Resi die gute Seele der Gemeinde, wär das ja auch unglaubwürdig geworden und man hat es tunlichst gelassen. Nichts gegen alle möglichen Facetten, aber nicht so plump und stümperhaft. Das mag ich nicht!

Auch den Münsterlingen stehen ein gutes Drehbuch und eine interessante Krimigeschichte gut zu Gesicht, auch die können nicht von Komik allein leben. Ich zumindest schalte dann knallhart um bzw drück die Löschtaste

[WalterJörgLangbein]

... Was waren das noch für Zeiten,als Schimanski Tatort-Kommissar war.... DAS waren noch gute Tatorte...

Walter

[Devlin]

Da kann ich dir durchaus zustimmen, Walter
Ich habe mir im laufe der Zeit viele ältere Tatorte angesehen, und bei mir gehören die Schimanski's zum Besten.
Da gab es viele gute Drehbücher, spannende Krimis und gut eingebettet auch den Humor.
Aber man muss diese Art Krimi auch mögen um sie zu geniessen. Gerade in der frühen Zeit waren da viele Schmuckstücke dabei, wie die Finke oder auch Kressin, Veigl, Haferkamp. Später dann auch Stoever u.s.w.
Ich finde, es gibt auch heute noch sehr gute Tatorte. Aber die Masse an Neuproduktionen hat die Reihe doch auch etwas verwässert.

[zimtspinne]

Diese Verklärung der alten Tatorte möchte ich nicht mitmachen. Ich bin noch nicht so wahnsinnig lange überhaupt Tatortgucker, bin fast zeitgleich mit neu und alt eingestiegen. Die neuen etwas früher, aber nicht viel (ein Jahr vielleicht).

Bei den neuen war ich entweder sofort begeistert, fand sie doof und einige interessierten mich themenmäßig auch überhaupt nicht.

Bei den alten versuche ich von jeher, die Begeisterung und Nostalgiewelle mitzufühlen - gelingt mir nicht. Ich ging also nicht mit Vorurteilen heran, sondern eher mit einer zu hohen Erwartung, ausgelöst durch diese ständige Verklärung "früher waren die Tatorte einfach besser".

Kann ich absolut nicht sehen, es gab bisher nur zwei, drei, die mich überhaupt mitrissen. Von Begeisterungsstürmen kann da aber auch nicht so wirklich die Rede sein. Da war sicher auch ein Stöver dabei; der einzige Alt-Kommissar, den ich mag/interessant finde.

Aber die erstklassigen Tatorte fallen ganz klar in die Neuzeit. "Nie wieder frei sein", "Herz aus Eis", "Schneetreiben", "Herzversagen" und einige andere, deren Titel mir grad nicht einfallen.

Ich finde die alten Tatorte mitunter sehr luftig und oberflächlich, nicht besonders innovativ, keine interessanten Themen, wobei der klassische Fall mit Eifersucht blabla natürlich schon interessant sein kann, aber eben auch nix besonders ausgefallenes. Die Drumheruminszenierung find ich auch oft zu lahm.

Kann die Verzückung absolut nicht nachvollziehen, vielleicht liegts auch daran, dass ich mich viel mehr mit den neuen Tatorten "identifizieren" kann und die mir auch mehr liegen, weil sie oft ausgefallenere Themen, Umfelder und Konzepte bringen (zB "Das Dorf" - sehr schräg).

vielleicht liegts auch daran, dass inzwischen viele Tabuthemen gebrochen sind und damit auch im Tatort deutlich weiter gegangen werden kann als vor 40 Jahren. Die Themen auch offensiver vewurstet werden können usw.

[Mr. Brimmer]

Also mal zum " Münsteraner - Tatort " mit Liefers.
Hab da mal reingeshen, ist schon gut n halbes Jahr her und ich
kam mir echt verarscht vor.
Hölzerne Dialoge, gewollte Witze mit dem Holzhammer....deutsch halt,
und he Handlung für Deppen....hab fast bis zum Ende durchgehalten, aber
nie wieder, danke.... Da darf man über billige Soaps nicht mehr läster, das
ist vom Niveau nicht viel schlechter...
Dann nehm ich Til Schweiger aber mit Kusshand lieber.

[zimtspinne]

Münster war aber nicht immer so. Die ersten Episoden hatten tatsächlich noch einen Kriminalfall im Vordergrund, auch wenn die Figuren + Nebenfiguren schon ganz klar auf der Klamaukschiene spazierten.
die Dosis stimmt einfach gar nicht mehr, man merkt, es geht nur noch um Quote und Massenkompatibilität. Da werden halt auch die Leute angesprochen, die gar nicht so auf Tatort stehen, den Klamauk bzw seichte Unterhaltung dann aber mitnehmen. Die Fans können nicht loslassen, weil Münster ja mal für Qualität stand, meckern zwar regelmäßig, gucken aber weiterhin.
Man kann mit sowas einfach nicht viel falsch machen. Im Quotensinne und das ist auch bei diesem Sender inzwischen genauso wichtig wie für die Privaten.

wichtig ist mir nur, dass ab und an noch die schrägen Tatorte produziert werden, die dann nicht so gut massenkompatibel sind. Und natürlich die bodenständigen Ermittler mit interessanten Fällen.
Ritter und Stark sind mein Lieblingsteam, weil die nicht so abgedreht, kaputt oder sonstwie vermurkst sind. Die haben auch tendenziell eher in der Schickimickiszene ihre Baustellen und selten moralisierend eingefärbt (wie Sawatzki).

Wenn das mit Münster so bleibt, bin ich da raus.
neben der Überdosis Klamauk nun auch noch Brüche in den Figuren.... nee, das muss nicht sein. Gibt ja noch genug anderes zum Sonntagsberieseln

[Mr. Brimmer]

Hab ja noch nie regelmäßig Tatort geschaut. Die Kölner und Münchner Teams
kennt man natürlich nach so langer Zeit dennoch...Ansehen tu ich mir die aber nicht.
Hab den letzten Bodensee Tatort gesehen. Den fand ich ganz okay.
Und dann noch einen mit Joachim Krol, weis jetzt nicht mehr in welcher Stadt.
Der hat mir gut gefallen. Auch sehr gut gespielt.

[WalterJörgLangbein]

In meiner Jugend war ein Tatortkrimi noch ein Highlight in der Fernsehlandschaft. Doch die Serie wurde immer mehr zur Massenware. Ich schaue seit Jahren überhaupt kein TV mehr, nur noch DVDs.

Walter

[Devlin]

Ich habe mir unlängst auch wieder mal einige DVD's angeschafft.
Mal die erste Staffel von "Die Strassen von San Fransisco", weil ich daran gute Erinnerungen habe und schon ewig lange nicht mehr zu sehen bekam.
Und auch noch die ersten drei Staffeln von "Der Fahnder" mit Klaus Wennemann und Dieter Pfaff. Zuvor holte ich mir noch die Staffeln 3 und 4 von "Die Profis", nachdem ich vor langer Zeit die ersten beiden Staffeln kaufte.
Ausserdem steht "Monk" ziemlich weit oben in meiner Wunschliste

[WalterJörgLangbein]

Monk... Der Erwerb der kompletten Serie auf DVD lohnt sich allemal...

Walter

[martha]

Ich war ja gestern genauso überrascht wie Freddy Schenk, als der ungläubig in dieser Alibi-Agentur rumlief.
Aber es gibt ja echt nix was es nicht gibt.
Wenn man seine lästige Sippschaft leid ist oder jemandem was vorspielen möchte, kann man das ja tatsächlich in professionelle Hände geben.
Für 350 Euro im Monat gibt es sogar eine Alibi-Flatrate.
Aber offenbar ist das System nicht perfekt. Schade.
Ich wär da auch immer etwas skeptisch, sowas in Auftrag zu geben.
Ansonsten aber durchaus 'ne interessante Geschäftsidee:
http://www.spiegel.de/karriere/berufsle ... 30295.html

[Devlin]

Ich hab ihn nicht gesehen, aber es klingt sehr gut, was ihr schreibt. Es gibt wohl nicht die Möglichkeit, ihn noch online zu sehen!? Ich denke, außer dem "aktuellen" Tatort findet sich keiner...

Der Tatort "Herz aus Eis" wird heute Abend um 20:15 im WDR gesendet.