War hier einer von euch eigentlich mal mit InterRail unterwegs?
Ich weiß gar nicht, ob es das heute noch gibt, aber ich hab das vor 20 Jahren mal mit 'nem Freund gemacht.
Wir haben da fast alle großen Städte Südeuropas bereist. War echt toll.
Was ich da innerhalb von 4 Wochen gesehen habe, hab ich in den Jahren danach nicht ansatzweise wiederholen können.
Da gab es dann vorzugsweise diese bequemen Erholungsurlaube, wo man fest pensioniert war.
Bei InterRail musste man sich aber immer spontan die Übernachtungen ausgucken.
Anfangs, in Bordeaux und Lissabon waren wir noch in Jugendherbergen, aber danach dann auch in kleinen Billighotels. Da waren am Bahnhof dann häufig schon Bedienstete des Hotels auf Kundenfang.
Das war schon aufregend, aber fluppte eigentlich ganz gut.
Wir hatten da an ca.12 verschiedenen Orten nie größere Probleme, rasch was für die Nacht zu finden.
Mit etwas Pech wäre die Tour aber bereits am ersten Tag zu Ende gewesen.
Wir waren am Pariser Bahnhof und wollten von da nach Bordeaux.
Und wir wechselten uns immer ab im Ansprechen von Leuten.
Ich konnte damals halbwegs gut französisch. Leider hab ich die Sprache mittlerweile fast komplett verlernt, was ich sehr bedaure.
Aber damals konnte ich mich noch gut verständigen.
Jetzt standen wir da auf dem Bahnsteig und ich sah im Zug einen Schaffner, den ich fragen wollte, also hier so "Ou est nach Dingenskirchen".
Kaum war ich im Zug, schließt sich die Tür und der Zug fährt los.
Mein Freund draußen auf dem Bahnsteig...irritiert..ich auch.
Und damals gab es halt noch keine Handys. Heute bimmelt man sofort an, aber damals war Funkstille.
Kaum zu glauben, dass es mal solche Zeiten gab.
Da musste man sich noch wortlos auf den gesunden Menschenverstand des Partners verlassen.
Na ja, ich denk, der Zug wird ja in ein paar Minuten am nächsten Bahnhof halten.
Aber das war so ein TGV, der raste los und hielt erst nach ca. einer Stunde wieder in einem Bahnhof an.
Und ich stand im Zug die ganze Zeit, weil ich nicht mit so 'ner langen Fahrt gerechnet hatte...musste auch noch was nachzahlen. Aber gut.
Und jetzt hielt der Zug, ich stieg aus...und das war so ein Trabantenbahnhof...ländlich mit freiem Blick auf einen Parkplatz mit ca.100 Autos.
Ich denk: Oh, hier ist ja ordentlich was los.
Jetzt stiegen aber mit mir ca.100 Leute aus dem Zug aus und innerhalb von maximal 5 Minuten war der Parkplatz komplett leergefegt und ich stand mutterseelenallein auf dem Bahnsteig.
Das ist ein Bild, was ich nie vergessen werde. Da hab ich erstmals hautnah erlebt, was "Park and Ride" bedeutet.
Sowas gespentisches hab ich nie wieder erlebt.
Das wollte ich nur erzählen.
Der Rest der Geschichte ist dann nicht weiter aufregend gewesen.
Ich stieg in den Zug zurück nach Paris, wo mein Freund dann auch treu auf mich gewartet hatte.
Also: Auch die Zeit vor dem Handy war möglich. Und es war kommunikativ nicht die schlechteste.
Das vielleicht als kleine Botschaft mit auf den Weg.