DavBen hat geschrieben:Na halt mal. Einen Bruder zu erwähnen, der gar nicht existiert ist wohl ziemlich riskant. Wenn er jetzt sagt, sein Bruder ist Taxifahrer, wäre es ziemlich leicht herauszufinden ob dies gelogen ist.
interessanter Aspekt, an den ich noch nicht gedacht habe. Würde aber nur auf Brüder zutreffen, nicht auf Schwestern. 
Glaub kaum, dass die gehetzten Mörder großes Interesse daran hätten rauszufinden, ob Columbos taxifahrender oder strickender Bruder nun wirklich existiert oder nicht. Das hat ja keine Relevanz, ist nur Füllsel. 
Ich glaube außerdem nicht, dass Columbo damit in erster Linie Vertrauen erschleichen will... das wäre ziemlich blauäugig, da ein normaler Mensch auf so einen schnellen "Annäherungsversuch" eher misstrauisch reagieren würde. 
Wohl eher dient das der Ablenkung und Einlullung. Der Mörder wiegt sich in Sicherheit, unterschätzt den Inspektor, der da so zahm über Familienangelegenheiten plaudert... 
außerdem kann er bei dem Geplapper Infos über die Mörder sammeln, die zeigen dabei ja immer irgendwelche Reaktionen, auch wenn sie nicht viel sagen. 
Insgesamt scheint es mir aber so, dass die Produzenten sich einfach in die Idee des Familiengeschichtenerzählers verliebten. 
Columbo ist ja kein böser Bulle, der verhört und dabei auch mal auf den Tisch haut oder gar dem Mörder an den Hals geht - er schleicht sich tollpatschig wie eine nette Hundekatze an und macht sich an die Beute über die Ebene der Emotionen heran. 
Gemeinsamkeiten sind eine super Basis, um das Interesse Fremder zu wecken, das schafft gleich mal ein schönes Wir-Gefühl.  
 mal ernsthaft, die Logik dabei bleibt manchmal etwas außer Reichweite, das sollte man nicht ganz so pingelig sehen. 
Mir sind nämlich gleich zwei Situationen eingefallen, bei denen das deutlich wird. 
In Hauch von Mord betritt der Inspektor den Tatort und klärt seinen offenbar unwissenden Kollegen gleich mal darüber auf, wer die attraktive Dame auf einem Bild vor ihrer Nase ist. 
Das weiß er, weil sie überall in seinem heimischen Badezimmer herumschwirrt. Er kennt nicht nur die Marke sondern sogar den Namen der Firmenchefin. 
Das ist nicht besonders logisch - welcher Mann interessiert sich für so etwas, welche Frau weiß das überhaupt selbst, selbst wenn sie sich für Kosmetik interessiert und welche Frau hat überhaupt alles von ein und derselben Marke. Ich kenne keine einzige. 
Meine Haarpflegesachen sind alle von derselben Marke seit Jahren, die unter einem Männernamen läuft, aber ich bin noch nicht auf die Idee gekommen, mir mal sein Gesicht anzuschauen obwohl ich fast immer im inet bestelle seit ich umgezogen bin und die das bei meinem Friseur nicht mehr haben (hab es aber gerade gemacht und bin erstaunt, so hätte ich mir den nicht vorgestellt).
Die zweite Situation ist die, in der er am Tatort der fremdgehenden ehemaligen Rocksängerin eine Platte an der Wand erkennt und darüber sinniert, ob das nun die Lieblingsmusik seiner Nichte (oder Cousine?) war oder nicht. 
In dem Augenblick ist noch kein potentieller Mörder anwesend, nur seine Kollegen. Ich denke nicht, dass er die absichtlich bei der Spurensicherung mit erfundenen Geschichten über seine Familie behindert. 
Er ermahnt sich ja dann selbst, sich nicht so verrückt zu machen wegen des songs  
 Wir sollen sicher nicht denken, Columbo ist ein Meisterpinoccio, sondern ein Familienmensch, der gerne über seine Familie spricht und bei Bedarf auch mal ein wenig verdreht, hinzufügt, weglässt oder erfindet. 
So wie es aussieht, spricht er aber auch mit Nicht-Mördern gerne über seine Verwandtschaft. Dass die dann zufällig oft was mit Mördern gemeinsam hat, ist halt so ausgedacht, damit es die Figuren sympathisch und interessant für die Zuschauer macht und sie auf den Plätzen hält.