von Devlin » Sa, 09.11.2013 14:22
Scherben bringen Glück
Von Martin Merk
Die Schweiz rannte lange erfolglos einem 0:1-Rückstand gegen Deutschland hinterher. Als gebrochenes Plexiglas eine Zwangspause von 45 Minuten verursachte, vermochte die junge Schweizer Mannschaft von Sean Simpson das Spiel zu wenden und gewann 3:2 nach Penaltyschiessen.
„Jede Begegnung zwischen der Schweiz udn Deutschland ist interessant und heute war es nicht anders“, sagte der Simpson zum Spiel. „Deutschland war sehr gut organisiert und es war für uns schwierig durchzukommen. Unsere Mannschaft ist sehr jung. Ich bin zufrieden mit der Leistung und es war ein guter Start für uns.“
Die zweite Linie mit Michael Liniger und Julien Sprunger als Torschützen brachten nach der Scheibenreparatur die Wende und Liniger traf dann auch im Penaltyschiessen.
Geschehen ist der Glas-Zwischenfall nach einem Check von Tristan Scherwey gegen Denis Reul hinter dem Tor bei 38:15 Spielzeit. Nach einer Weile wurden die Mannschaften in die vorzeitige Pause geschickt und erst nach rund 45 Minuten konnte weitergespielt werden. Zu allem Übel war nämlich auch noch eine Schneidmaschine ausgefallen, um das Ersatz-Plexiglas zu formen.
Es dauerte eine Weile, bis der Ersatz unter tosendem Ablauf und Syrtaki-Melodie da war. Dazwischen stand in der Pause sogar Ralph Krueger kurz auf der deutschen Trainerbank.
Bis zu diesem Zeitpunkt führte die von Pat Cortina trainierte deutsche Auswahl verdient mit 1:0 und wurde der Favoritenrolle gegen Simpsons junge "B-Team" ohne jegliche WM-Teilnehmer gerecht.
Die Schweizer waren zwar tüchtig, holten jedoch zwei Strafen in Folge, die ihnen den Start nicht gerade einfach machten.
Trotz eines Schulssverhältnisses von 11:4 für Deutschland im Startdrittel hatten aber auch die Gäste ihre Chancen. Patrik Bärtschi war dem Schweizer Tor nach 15 Minuten am nächsten als er nach einem Rückpass schoss. Nach einer Videokonsultation entschieden die Schiedsrichter jedoch, dass der Puck nicht drin war, nachdem er den Pfosten erreicht hatte. Eine halbe Minute später nutzten die Deutschen den Raum auf der anderen Seite und Captain Michael Wolf brachte die Gastgeber in Führung.
Der Spielverlauf änderte sich auch nach der ersten Drittelspause vorderhand nicht wesentlich. Die Deutschen gaben mit ihrer körperbetonten Spielweise den Takt vor, die Schweizer fanden das Rezept gegen das Bollwerk nicht. Zu oft versuchten es die Schweizer Stürmer alleine und liefen an der blauen Linie gegen die deutsche Wand. Doch auch die Gastgeber entfachten im Mitteldrittel nicht die offensive Wirkung wie zuvor und scheiterten während zwei Minuten in doppelter Überzahl an den Schweizern und ihr Torhüter Daniel Manzato. Diese Heldentat bezeichnete Simpson denn nach dem Spiel auch als Momentumwechsel und nach der langen Pause legten die Schweizer zu.
„Die Schweizer konnten mit der Situation sicher besser umgehen“, sagte der deutsche Stürmer Patrick Hager und erklärte, dass sich die Deutschen auch auf dem Trainer warm hielten. Anders die Schweizer, wie Michael Liniger sagte. Zuerst kühlte man sich ab und lüftete die Köpfe um vor der Wiederaufnahme des Spiels wieder heiss zu werden. „Es ist uns gute gelungen“, bilanzierte der Kloten-Stürmer.
Im Schlussdrittel wirkten die Schweizer wie verwandelt. Mit dem höheren Tempo nahmen sie das Spiel in die Hand und wirkten in der Angriffsauslösung koordinierter.
Liniger selbst war es auch, der das erste Powerplay nach der Pause zum Ausgleich verwertete und zwei Minuten später war sein Sturmpartner Julien Sprunger gar für die 2:1-Führung besorgt.
Die Deutschen kämpften sich aber nochmals zurück. Nach einem Powerplay traf Frank Mauer mit einem Schuss von hinter dem linken Bullykreis zum 3:3.
14 Sekunden vor Schluss hatte Roman Wick nochmals eine gute Chance als er seine Gegner wie Slalomstangen umlief, er scheiterte jedoch am starken deutschen Torhüter Danny aus den Birken.
In der Verlängerung hatten beide Mannschaften ihre Chancen und die Deutschen profitierten von einer Schweizer Bankstrafe, doch die Overtime blieb torlos. Im Penaltyschiessen scheiterten die Deutschen in drei Versuchen ebenso während Liniger als zweiter Schweizer Schütze seine Mannschaft zum Sieg schoss.
„Wir dürfen jetzt nach einem Spiel nicht zu euphorisch werden und müssen Energie tanken für das morgige Spiel. Aber wenn wir so spielen, können wir auch die Amerikaner schlagen“, sagte Liniger.
Die Schweizer trat übrigens mit ihrem neuen weissen Trikot mit vertikalem Streifen rechts mit Schweizer Kreuz an, während die Deutschen in rot aufliefen.
Deutschland – Schweiz 2:3 (1:0, 0:0, 1:2, 0:0, 0:1) n.P.
Olympia-Eisstadion, München. – 5800 Zuschauer. – SR: Brill (D)/Mullner (SLK), Hurtik (D)/Schelewski (D).
Tore: 15:17 Wolf (Ankert) 1:0. 42:38 Liniger (Loeffel, Plüss / Ausschluss Boyle) 1:1. 44:39 Sprunger (Plüss, Liniger) 1:2. 52:53 Mauer (Hager) 2:2.
Penaltyschiessen: Wolf scheitert, Sprunger scheitert; Schütz scheitert, Liniger 0:1; Mauer scheitert.
Strafen: 2-mal 2 Minuten gegen Deutschland, 6-mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Torschüsse: 26:29 (11:4, 4:10, 6:13, 5:2).
Deutschland: Aus den Birken (Ersatz: Endras); Petermann, Ankert; Reul, Krueger; Kohl, Kettemer; Boyle, Schopper; Barta, Schütz, Maurer; Wolf, Ullmann, Weiss; Kink, Buchwieser, Seidenberg; Mauer, Hager, Pietta; Plachta.
Schweiz: Manzato (Ersatz: Meili); Geering, Huguenin; Du Bois, Loeffel; Guerra, Schlumpf; Chiesa, Kukan; Wick, Bärtschi, Romy; Plüss, Liniger, Sprunger; Schäppi, Scherwey, Wieser; Simek, Hofmann, Walser.
Bemerkungen: Deutschland ohne Pätzold, Ebner, Lindlbauer, Festerling und Röthke. Schweiz ohne Froidevaux, Pestoni und Vermin. – 15. Pfostenschuss Bärtschi. – 38:15 Spielunterbruch und vorzeitige Drittelspause wegen gebrochener Scheibe.
So weit ____ und nicht weiter!