Umfrage: Freundschaften

[tina_82]

Ach, sei nicht so streng mit Dir. Es kommt schließlich auch immer darauf an, wie man Freundschaft definiert. Denkt an dieser Stelle mal kurz an facebook.

Einige aus der Auswahl führen ja eher eine geschäftliche Beziehung miteinander. Aus der sicher eine Freundschaft entstehen könnte. Einige spielen dem anderen auch nur eine Freundschaft vor, sind in Wirklichkeit aber nicht an den anderen interessiert, sondern nur auf ihrem eigenen Vorteil bedacht. Wir wissen das. Die arme Person oft erst kurz vor dem Ableben.
Die Frage ist vielleicht auch, wer von den genannten überhaupt in er Lage wäre, eine ernsthafte, selbstlose, ehrliche Freundschaft zu führen.

[MrGrady]

Eine freundschaftliche Beziehung unter Frauen scheint mir bei Columbo aber komplett rar gesät.
Es gibt da die Beziehung zwischen Sharon Martin und Marsha, aber die beiden treffen in der Folge ja überhaupt nicht aufeinander.
Mrs. Williams lässt ihre Freundin mal kurz anrufen und "Tennis" sagen.
Damit hat es sich aber eigentlich auch.
Bei 69 Folgen recht magere Ausbeute.

Ich würde das Verhalten des Täter-Paars aus "Ein Toter in der Heizdecke" als echte Freundschaft unter Frauen bezeichnen. Die beiden Damen sind zwar Mutter und Tochter, aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Sie verhalten sich jedenfalls wie enge Freundinnen, und das kann man noch lange nicht in jedem Mutter-Tochter-Verhältnis behaupten

[martha]

Tina, das sind in der Tat oft nur Freundschaften, die hier nur sehr grob angerissen werden.
Möglicherweise waren auch Wade Anders und Budd Clarke mal freundschaftlich verbunden, aber das wird dann doch nicht als Freundschaft deklariert, weil zwischen beiden ein ausschließlich bürokratischer Umgangston herrscht.
Letztlich kann man auch bei den anderen Paarungen, wo ein "Freund" den anderen tötet, wenig freundschaftliches herausfiltern.
Bei Ehen ist das natürlich einfacher, weil das eine gesetzlich festgelegte Form des Zusammenlebens ist.
Nur sind die Beziehungen etwa zwischen Tommy Brown und seiner Gattin oder Paul Galesko und seiner Keffdrüse klimatisch wesentlich kälter und eindimensionaler dargestellt als in all diesen hier genannten Beziehungen.
Ich finde die Freundschaftsbeziehungen doch schon etwas interessanter gestaltet als die Columbo-Ehen.

Bei der "Heizdecke" hatte ich übrigens auch beim ersten Angucken die Vermutung, dass es sich hier um eine Frauenfreundschaft handelt, Grady.
Als Lauren dann am Ende sagte:"Es ist meine Tochter" war das für mich 'ne echte Überraschung.

[Tiktaalik]

Als Lauren dann am Ende sagte:"Es ist meine Tochter" war das für mich 'ne echte Überraschung.

Dito. Ich bin sogar noch heute jedes mal geflasht, wenn sie das sagt

[Ducky]

Geht mir ebenfalls so. Liegt vielleicht auch an der absolut nicht vorhandenen Ähnlichkeit der beiden

[Tiktaalik]

Geht mir ebenfalls so. Liegt vielleicht auch an der absolut nicht vorhandenen Ähnlichkeit der beiden

Ja, unter anderem. Ich finde auch, dass sie sich nicht typisch wie Mutter und Tochter verhalten, aber auch nicht wie "normale" Freundinnen. Beim ersten Anschauen könnte ich die Beziehung der beiden überhaupt nicht einordnen und war richtig platt, als ich erfuhr, dass die beiden Mutter und Tochter sind. Das Finale dieser Episode ist aber auch wahnsinnig gut inszeniert

[zimtspinne]

ich dachte bei den beiden Frauen aus dem Gefühl raus an ein (heimliches) Pärchen.
War dann aber wohl doch zu ketzerisch für einen Columbo
Auf Mutter und Tochter wäre ich nie gekommen, weil die nicht wie Mutter und Tochter wirken und Schwestern passte auch nicht ganz.
Sie gingen sehr vertraut und in einigen Szenen zärtlich miteinander um, was auf eine ziemlich intime Beziehung schließen ließ. War auf jeden Fall sehr emotional und ja, ich stimme zu, die freunschaftlichste und ehrlichste Beziehung bei Colunmbo überhaupt!
Das verwundert aber auch nicht, wenn man weiß, sie sind Mutter und Tochter, da gibt es anders als in Freunschaften ja wirklich eine gewisse Selbstlosigkeit.

Mir ist aber auch noch eine Freunschaft eingefallen. Zugegeben, eine sehr wackelige...
Key Freestone und ihre Junkie-Freundin.


hab deine Frage grade erst gesehen, Doc,
setz das mal in spoiler, um hier nicht die Freundschaften zu shreddern

Spoiler:

Ja, das Gefangendilemma. Hast du dir das selbst angelesen oder musstest du auch durch die Grundlagenvorlesung der VWL?

ich kenn das Gefangenendilemma aus der evolutionären Spieltheorie. zum ersten Mal begegnet war es mir in der Schule, als ich ein Referat zum Thema reziproker Altruismus machen musste. Jemand empfahl mir Dawkins, der nicht nur brilliant schreibt sondern auch das Gefangenendilemma so richtig schön an lebenden Beispielen erklärte bzw die einzlenen Strategien der Spieltheorie.

Das fand ich total faszinierend und am meisten beeindruckte mich die Strategie Gefangenendilemma im 1. WK. Man hört stets in Zusammenhang mit diesem Krieg nur Grausamkeiten und Gräuel, nicht aber die Kooperation zwischen erbitterten Feinden, die es auch gab.
Klar, nicht aus Nächstenliebe, sondern um den Krieg zu überleben, aber dass die Vernunft zwischen den Todfeinden doch ab und an mal die Oberhand gewann, ist schon beeindruckend und bewegend.
Die Strategie nennt sich "Leben und leben lassen" und war an ganzen Frontabschnitten im Grabenkrieg über längere Zeiträume verbreitet. Heute nennt sich das wenn ich mich richtig erinnere wiederholtes Gefangenendilemma.
Die Lager demonstrierten ihre Vergeltungskapazität (indem sie regelmäßig demonstrativ Meisterschützen aus ihren Reihen auf leblose Ziele in der Nähe gegnerischer Soldaten ballern ließen) und ritualisierten außerdem noch Abendkanonen und andere regelmäßige "Schießereien", um a) den Generälen Aggression zu vermitteln und b) den gegnerischen Soldaten Frieden.
Mancher Brite oder Deutsche war sogar so wagemutig, inmitten dieser Schießrituale die Schützengräben zu verlassen und im offenen Feld herumzuturnen.
In einem Bericht eines britischen Offiziers ging das mal schief, es wurde außerhalb der Zeit geschossen, daraufhin fluchten die Briten und einer der Deutschen stellte sich auf seine Brustwehr, entschuldigte sich und hoffe, niemand sei verletzt worden. Umgekehrt gab es ähliche Berichte. Und das mitten im Ersten Weltkrieg!

[martha]

Ja, Kay Freestone und ihre Freundin hab ich wohl verdrängt.
Gehört absolut hier rein.
Vielleicht sogar die intensivste Frauenfreundschaft überhaupt.
Das ist ja schon ein spürbarer Kampf, der da ausgefochten wird.
Kay ist ja wohl die einzige, die es versteht, mit Valery umzugehen. Da müssen ja fraglos freundschaftliche Bande bestehen.

Eine Freundschaftsbeziehung wäre wohl auch noch die zwischen Victoria und Gerry Winters.
Das ist sexuell unbelastet und von Gerry löblich darauf ausgerichtet, Victoria aus den Fängen von Fielding zu befreien.
Und Victoria heult sich ja auch hemmungslos aus, als sie Gerrys Stimme nach seinem Tod auf dem AB hört.

Und bei Lauren und Lisa sprech ich mich auch nicht davon frei, hier eine lesbische Beziehung vermutet zu haben.
Wenn es gut inszeniert ist, setzt ja auch mal die Logik aus. Denn warum sollten sich 2 Lesben mit einem Mann, erst recht mit so einem Fiesling, abgeben?
Aber vor allem die Szene auf der Toilette war ja so gestaltet, dass man hier wirklich was falsches vermuten konnte.
Hätte Lisa doch nur einmal Mutti zu Lauren gesagt, wäre die Sache doch recht vorschnell geklärt gewesen.
Aber so fand ich es prickelnder.

[Tiktaalik]

Sehr interessanter Spoiler, Zimtspinne.

[Doc Brown]

Ja,ein interessanter Spoiler, aber so haben wir das nie betrachtet, sondern wirklich nur die reine Theorie, ohne "lebendiges" Beispiel: Eine optimale individuelle Strategie muss nicht gesamthaft zu einem Optimum führen.
Womit ich dann wieder bei meiner Ausgangsthese bin. Die Freundschaft von Justin und Cooper würde das Gefangendilemma nicht überstehen, weil beide ihren Komplizen verraten würden. So viel Vertrauen sehe ich in der Freundschaft nicht, dass beide auf den anderen vertrauen und somit nichts verraten würden.

[zimtspinne]

Doc, und mit welchem Ziel habt ihr euch da theoretisch durchgeackert?
Also, wo wird das dann angewandt?

Ich hab das ja fürs eigene Leben mitgenommen... sollt ich mal heiarten und mich wieder befreien, weiß ich jetzt, dass die Scheidungsanwälte gerne so ein Nullsummenspiel spielen, wenn die Eheleute sich nicht einig sind. na gut, das war mir vorher auch schon fast klar

Bei Justin und Cooper würde ich davon ausgehen, dass die als immerhin Jura-Studenten (oder einer von beiden zumindest) doch vor einem Kapitalverbrechen durchsprechen, wie sie sich im Fall aller Fälle verhalten sollten - zum beidseitig Nutzen oder Schadensbegrenzung.
Ich frag mich da schon, wie das in der Realität ist. In Filmen wird natürlich immer einer der Täter oder Mitwisser schwach..

[Doc Brown]

Doc, und mit welchem Ziel habt ihr euch da theoretisch durchgeackert?
Also, wo wird das dann angewandt?

Spoiler:

Ich kriege das jetzt nicht mehr ganz zusammen, weil es schon ein bisher her ist, aber es ging um den individuellen Beitrag zum Umweltschutz.
Im Gefangenendilemma ist die individuelle Rationalität ja ungleich der kollektiven Rationalität (zumindest in der VWL). Das haben wir auf den Umweltschutz übertragen. Ein Einzelner sieht nicht ein, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, weil er den kollektiven Nutzen nicht sieht. Für ihn persönlich ist es besser, keinen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, was aber nicht kollektiv rational ist, also gesamtgesellschaftlich besser. Leisten alle einen Beitrag, ist das die beste Lösung für alle (=niedrigste Summe der Gefängnisstrafe).

[Tiktaalik]

very interesting, Doc

[Ichhabdamalnefrage]

1. Justin Rowe / Cooper Redman
- Sie ziehen ihr Ding mit einer Unverfrohrenheit durch die ihresgleichen sucht (denkt man doch daran wie sie sich über IC in dessen Gegenwart lustig machen)

2. Grace Wheeler / Ned Diamond
- Zumindest was ihn angeht herzlich und gefühlvoll sowie Rücksicht nehmend auf seine einstige Schauspielerin-Kollegin mit der er einst groß rausgekommen war. Bei ihr hatte ich aber oft das Gefühl dass er ihr eigentlich egal ist.

3. Mark Halperin / Hugh Caldwell
- Tja, erst dumm gelaufen und dann eiskalt berechnet oder besser: mitgegangen, mitgehangen. Aber Freundschaft ist nach dem zweiten Mord meines Erachtens nicht mehr vorhanden, bestenfalls eine Symbiose.