Bei diesem Tatort hatte ich das Gefühl, im falschen Film zu sein. Allerdings hab ich schon seit einiger Zeit den Eindruck, dass die Phase der Multikulti-Verherrlichung offenbar ein Ende findet, auf offizieller bzw medialer Seite, und man langsam anfängt, der Realität in die Augen zu schauen.
Ich könnte einiges zur Bandenbildung in Großstädten sagen, in meinem jugendlichen Leichtsinn fand ich das eine Weile aufregend und spannend, mit solchen Leuten in der Grauzone rumzuhängen, aber das inet ist dafür evtl. nicht ganz der richtige Ort.
Was ich auf jeden Fall aus sicherer Quelle weiß, ist dass die liebe Polizei um unsere frühere Parallelstraße, die "berühmte" Ahornstraße, einen weiten Bogen machte, weil sie sich dort regelmäßig blutige Nasen holten. Ich habe selbst mal so ein ausgeräubertes Polizeiauto gesehen. Dort bekriegten sich verschiedene gangs und ich hatte vor den Gerüchten einen Heidenrespekt und wenn ich dort mal eine Joggingrunde drehte immer ein bisschen Muffensausen. Mir ist aber nie was passiert. Eine öde Straße, die die verwahrlosten Seiten einer Stadt zeigten.
Das Problem ist halt einfach auch die extreme Gewaltbereitschaft gewisser Nationalitäten. Ich gehe daher nicht mit der Meinung meiner Freunde mit, dass der Tatort nix mit Integration zu tun hat. Hat er sehr wohl, er zeigt anschaulich die Mentalität unserer südländischen Mitbürger. Genau die habe ich oft auch persönlich kennengelernt.
Ich denke allerdings, der Tatort hat schon ganz schön heftig Stammtischstimmung gemacht. Vor allem bei den Szenen im Gerichtssaal. Was sich der Drehbuchautor wohl dabei gedacht hat....
Für den sympathischen Türken tats mir richtig leid am Ende, dass er den Absprung von seiner Sippe nicht geschafft hat. Da hat er so gekämpft und sich komplett von seinem Clan gelöst und wird am Ende doch davon wieder eingeholt. Das scheint wie bei einem trockenen Alki zu sein, sobald Kontakt mit dem Suchtmittel besteht, wirds gefährlich.
Im Grunde ist sein Kumpel ja schuld daran, der ihn bewusst eingespannt hat. Das ist ja schon emotionale Erpressung. Trotzdem mochte ich die beiden zusammen und auch der Anfang mit den beiden jungen Polizisten im Auto hat mir super gefallen. Bitte mehr solche lockereren Polizeialltagsszenen - im Austausch gegen den ewigen Ermittlerprivatkrams!
Ganz toller Taotort und ich möchte auch mal die schauspielerische Leistung der Haupt- und Nebendarsteller loben. Da war jeder klasse besetzt und für mich absolut authentisch.
ah ja, und ein bisschen stehe ich visuell schon auf diese harten Jungs....

allerdings nur aus der Ferne, bin da zum Glück nicht real anfällig für wie so einige Frauen.
Ein bisschen erstaunt bin ich schon, dass es in Bremen so rabiat zugeht. Es meldeten sich einige Bremer zu Wort und alle bestätigten das Szenario. Ich hielt Bremen bisher doch eher für ein beschauliches Städtchen.
Ab und an hat die Lürsen doch auch gute Fälle. Mir fiel gerade "Abschaum" ein, bei dem ja sozusagen ein Mythos aufgenommen wurde, für den es bisher noch keine Beweise gibt. Vielleicht wäre das Thema snuff-Filme auch mal was für einen Tatort. Das würde ich gerne in Borowskis Hände legen.
wobei, "1000 Tode" ging ja in die Richtung, der Typ hat ja die Morde auch gefilmt und im inet verhökert, war kein klassischer Lustmörder. Das war schon sehr gruselig, aber da geht noch mehr.
Die Bremer spielen schon ein bisschen mit den Stimmungen der Bevölkerung. Bei Abschaum ließ man gar eine richtige Selbstjustizorgie zu, das ist mir bisher überhaupt noch nie in einem Tatort untergekommen. Mir gefällt das aber auch, wenn ab und zu mal die ungeschriebenen Regeln gebrochen werden und ich als Zuschauer überrascht werde.
Würde mir in dieser Hinsicht noch mehr Mut wünschen....
Ergänzung (setz ich hier mal dazu), nachdem ich jetzt bisschen in den Kritiken zu diesem Tatort gestöbert hab:
ich hab noch eine Verständnisfrage, vielleicht hat ja jemand mehr mitbekommen als ich...
wer war denn das nun eigentlich in der Säuretonne? Zuerst dachte ich an das blonde Mädchen, aber die lebte ja noch und die Hand sah männlich und etwas älter aus.
Nicht ganz klar wurde mir außerdenm, ob der einzige nächtliche Zeuge, dieser Rollstuhlfahrer, Selbstmord beging oder ebenfalls ermordet wurde. (vom Balkon gestürzt?)
Ich hab vor dem Anschauen absichtlich keine Kritiken irgendwo gelesen, mach ich eh kaum jemals, aber ich kann mir schon denken, dass es einen Aufschrei gibt.
Ich verstehe sowieso nicht, warum ein Film immer eine Botschaft haben muss/soll.
Kann man einen Film nicht einfach mal für sich stehenlassen?
warum muss die Bevölkerung in eine bestimmte Richtung "erzogen" oder "gebildet" werden? Ich bilde mir ein, mich da nicht groß beeinflussen zu lassen, da ich mir zu jedem für mich relevanten Thema eine eigene Meinung bilde und mir dabei piepegal ist, ob ich damit mal zu weit links, rechts, konservativ, anarchistisch, ketzerisch oder sonstwas liege. Ich hab keine bestimmte politische Linie und finde das auch doof bei manchen, wenn die krampfhaft versuchen, ihrer Linie auf Biegen und Brechen treu zu bleiben.
Ich sehe auch überhaupt nicht ein, warum der Tatort irgendwie die Realität in diesem Land beschwichtigen oder beschönigen soll, indem er unbedingt noch eine positive Grundbotschaft am Ende hinbiegt.
Das würde ich bei so einem Thema sogar als die pure Verhöhnung empfinden. Reicht ja schon, dass unsere Politiker das ständig tun. Keiner von diesen Heuchlern würde am Ende seine Kinder in eine bereichernde multikulturelle Schule schicken und er hält sein Umfeld auch garantiert frei von bestimmten ethnischen Richtungen. Wasser predigen und Wein saufen, wie immer.
Da können überhaupt nur Leute ernsthaft mitreden, die sich schonmal in solchen Kreisen bewegt haben, die diese Realität hautnah selbst erlebt haben. Für gewöhnlich haben aber jene die größte Klappe, die noch nie aus ihrem Provinznest herausgekommen sind. Das kenne ich von früher aus meinem Kindheitskaff. Dort lebten praktisch 0 Ausländer und wenn, dann waren die so deutsch, dass man sie nicht mal mehr als fremd wahrnahm. Aber regelmäßig auf die "Türken" und "Russen" und die Kriminalität schimpfen und so tun, als würde man die täglich selbst miterleben.
Wenn ich als Teenie abends um die Häuser zog, ließen meine Eltern sogar den Schlüssel oft in der Tür außen stecken und das Licht an. Allerdings könnte man das heute auch nicht mehr so ohne weiteres machen, die Zeiten haben sich schon auch auf dem Land geändert in den letzten Jahren.