Ich hab gerad einen 80er Jahre TO gesehen, den ich sehr nett fand.
so ein richtig schönes zwischenmenschliches Kammerspieldrama mit Columboeffekt!
"Das Lederherz"Der Täter erinnert mich an Galesko, sowohl charakterlich als auch äußerlich. Seine bitch ist auch nicht gerade attraktiver, auch wenn sie anfangs gleich mal minutenlang halb und ganz barbusig herumläuft und sich Tabletten einwirft, während sie ihn zum Wahnsinn treibt.
ja, so ein Columboeffekt bietet natürlich den Vorteil, die Figuren und ihre Beziehungen viel intensiver zeichnen zu können als das der Fall ist bei einer Reihe Verdächtiger, die dem Zuschauer nicht verraten dürfen, wer nun das beste Motiv hat.
Ich hab erst beim Nachdenken danach kapiert, weshalb der Täter nach der Tat ein Herz aus Papier bastelt und es zusammengeknüllt aus dem Fenster fliegen ließ... um danach unten im Regen mit Taschenlampe herumzuwursteln.
Er berechnete die Flugbahn des beim Sturzstoß von der Jacke abgerissenen Lederherzchens, um es in der Dunkelheit zu finden. Das ist doch echt columboreif!
Vor allem, als er zurück zur Haustür schleicht und wie aus dem Nichts die Kommissarin vor ihm steht und ihm was von vergessenem Regenschirm erzählt und gleich nochmal auf eine Frage mit hoch will.
Sie quartiert sich dann quasie bei ihm ein, macht sich selbst Kaffee und das Spiel zwischen den beiden kann beginnen. Nicht sehr realistisch, dass eine Ermittlerin einfach immer allein und zu jeder Tages- und Nachtzeit beim ihrem Verdächtigen aufkreuzt, aber das störte mich überhaupt nicht.
Sie schoss sich auch gleich auf ihn ein mit dem sechsten Mördersinn, ohne anderen Verdächtigen eine Chance zu geben.
Die Intensität der Handlung und die beklemmende Atmosphäre baute sich in der Mansardenwohnung auf, auch das erinnert mich stark an viele Columbos.
Das Kammerspiel in dieser beeindruckenden (diesmal benutze ich das Wort) Wohnung. Die Folge verlor an Intensität, als die Wohnung verlassen wurde. Doch in der Wohnung, dieser kleinen Welt für sich, in der alles seinen festen Platz hat (das große Fenster als Tatort, die Dachkammer als Rückzugsort des Ehemanns, das Sofa als Raum für offene Gespräche, die Küche als Ermittlungsort für die Kommissarin... jeder kleine Platz in dieser Wohnung hatte seine "Aufgabe" in dieser Folge), genau in dieser Wohnung lief die Folge zu den ruhigen, aber großen Momenten auf.
[aus dem Tatortfundus]
Wenn der giftgrüne Renault mit der Kommissarin im Kapuzenmantel mal wieder unter dem bösen Fenster auftaucht, freut man sich schon darauf, die beiden wie Katz und Maus umeinand schleichen zu sehen.
Die Indiziensuche der Kommissarin konzentriert sich auf das Lederherz - und was für ein "Horror", als der Täter auch noch ihr die Jacke samt Lederherz zum Flicken überreicht in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung, was natürlich zum finalen Überführungsende führt. Hach, das ist schon wirklich was für Columbofreunde. Selten einen Tatort gesehen, der im Aufbau so sehr an Columbo erinnert. Sogar die Motivlage war fast identisch mit der von Galesko.
Natürlich ist die etwas blasse Kommissarin Wiegend kein Vergleich zu ihm, aber spannend bis zum Schluss und alles schön durchdacht und ganz ohne politische Botschaften (ok, bis auf den Anfall des Öko-Architekten wegen der Wohnsilos samt schreienden Baumes).
Ein lustiges Nebendetail gab es auch noch. Wie bei Murot kürzlich wurde Tatort geschaut im Tatort. Es handelte sich um eine Giftschrankfolge, was wohl einige Zuschauer an Ralf Zacher erkannten.